Sollten wir den Wald aufräumen? Ja oder Nein

Veröffentlicht am: 16.07.2021|Kategorien: GoNature Shorts, Wald schützen|4,2 Minuten Lesezeit|

Wald aufräumen kann eine wichtige Rolle beim Schutz unserer Wälder spielen. Wann es sinnvoll ist und wann nicht erfährst Du hier.

Wie Du vielleicht schon in unserem Blogartikel über’s Bäume pflanzen erfahren hast, ist es für unsere Wälder sehr wichtig, dass wir sie richtig pflegen. Nur gesunde Mischwälder sind in der Lage, große Mengen CO2 zu speichern und verschiedene Tierarten zu beherbergen. Das Thema “Wald aufräumen” spielt dabei eine wichtige Rolle. Je nach Nutzung und Art des Waldes kann es sinnvoll sein, den Wald aufzuräumen. Wann es sinnvoll ist und wann nicht, erfährst Du in diesem Artikel, der gemeinsam mit Deutschland Forstet Auf entstanden ist. 

  1. Was bedeutet Wald aufräumen?
  2. Beispiele zum Wald aufräumen
  3. Fazit

Was bedeutet Wald aufräumen?

„Wald aufräumen“ (also beschädigt Bäume entfernen) ist ein Begriff, den der im Wald wirtschaftende Mensch geprägt hat. Die Natur räumt den Wald nicht auf, womit schon mal geklärt wäre, dass es im „Naturwald“ oder „Urwald“ keine Aufräumaktionen gibt und sie dort auch nicht notwendig sind. 

Aber sind wir ehrlich – in Deutschland gibt es so gut wie keine Urwälder. Zwar sind 32 Prozent unserer Fläche mit Wald bedeckt, aber nur 0,6 Prozent unserer Fläche sind Wildnis

Kommt der Begriff „Wirtschaft“ hinzu, also menschliche Interessen, wie in den Begriffen „Forst- oder Waldwirtschaft“, wird die Angelegenheit vielschichtiger. Die klassische Forstwirtschaft bzw. Waldbewirtschaftung versucht unter dem Begriff der „multifunktionalen Forstwirtschaft“ die Erholungs-, die Schutz- und die Nutzfunktion unter einem Dach zu vereinen. Je nach örtlicher Situation (Ballungsraum, Wassereinzugsgebiet, Schutzgebiete, …) kommt es hier zu unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und folglich auch zu unterschiedlichen „Aufräumintensitäten“. Vereinfacht gesagt sollte grundsätzlich so wenig aufgeräumt werden wie möglich und nur so viel wie nötig. Warum? Weil es Geld kostet und Einfluss auf die natürlichen Abläufe hat.

In Deutschland gibt es rund 2 Millionen Waldbesitzende. Fast die Hälfte der Wälder in Deutschland (48%) sind in Privatbesitz, knapp 30 Prozent gehören den Ländern und knapp 20 Prozent den Körperschaften (Kommunen & Stiftungen). Der Rest ist Bundeseigentum. Privatpersonen haben damit eine wesentliche Verantwortung für den Klima- und Naturschutz.

Beispiele zum Wald aufräumen

1. Kein Aufräumen notwendig
In einem Waldstück mit naturnaher oder natürlicher Baumartenzusammensetzung (z. B. Edellaubholzmischbestand), mit angepassten Wildbeständen und funktionierender natürlicher Verjüngung gibt es nichts aufzuräumen – der Wald „läuft von allein“. Der wirtschaftende Mensch kann einzelstammweise Holz entnehmen und sollte ordentlich jagen, damit die Verjüngung vielfältig auflaufen und wachsen kann und somit die Baumartenzusammensetzung auch nachhaltig vielfältig bleibt und nicht aufgefressen wird.

2. Aufräumen möglich aber nicht zwingend
In einem Waldstück mit naturferner Baumartenzusammensetzung (z. B. Fichtenreinbestand / Monokultur), mit zu hohen Wildbeständen und folglich keiner natürlichen Verjüngung passiert aktuell folgendes: Mehrere Hunderttausend Hektar dieser Wälder sind unter der Trockenheit und dem sich anschließenden Borkenkäferbefall eingegangen und hinterlassen große Kahlflächen. Diese aufzuforsten bzw. wieder in einen bewaldeten Zustand zu bringen kann gewisse Aufräumaktionen notwendig machen:

Variante 2a: Die Flächen werden aufgeräumt, d.h. die abgestorbenen Bäume werden entfernt, die Äste und Kronen auf Haufen gelegt bzw. verbrannt bzw. gemulcht, damit eine in der Regel sich anschließende Pflanzung erfolgen kann. Es handelt sich hierbei um eine sehr kostenintensive Maßnahme, die auch ökologisch nicht ohne (negative) Auswirkung auf die Stoffkreisläufe auf der Fläche ist.

Variante 2b: Die Fläche bleibt sich selbst überlassen und wird nicht aufgeräumt. Die natürlichen Prozesse laufen von allein ab. Es stellt sich zunächst ein Pionierwald ein aus Aspe, Birke, Weide und evtl. auch benachbarten Fichten. Hat sich der wirtschaftende Mensch zum Ziel gesetzt – den geeigneten Standort vorausgesetzt – hier bspw. einen Edellaufholzmischbestand zu etablieren, so dauert es in diesem Fall einige Jahrzehnte länger. Bestimmte Baumarten werden von allein auch gar nicht erscheinen. Ein hoher Wildbestand macht ohnehin ein Wachsen seltener Baumarten zunichte.

Fazit

Es kommt drauf an bzw. wer was will, muss was tun. Wird nichts gemacht, wird es weiterhin ein Wald, wenn vielleicht auch nicht der, der beabsichtigt ist. Soll es ein bestimmter Wald werden, muss dieser durch “Aufräumen” und Pflanzung unterstützt werden. Bei rund 2 Millionen Waldbesitzern in Deutschland dürfte es eine ähnlich hohe Anzahl an unterschiedlichen Zielen im Wald geben, in einer Bandbreite vom „gefegten Reinbestand“ als For(s)tsetzung des sauberen Wohnzimmers über bewirtschaftete, strukturreiche und vielfältige Mischbestände bis zum unbewirtschafteten Naturwald.

Wenn Du mehr über Bäume erfahren möchtest, schau in unserem Artikel „Bäume pflanzen – Darauf kannst Du achten“ vorbei!

Deutschland forstet auf

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