Nachhaltige Landwirtschaft: So schützt Carbon Farming unsere Natur

Veröffentlicht am: 06.05.2021|Kategorien: Nachhaltig leben|5,8 Minuten Lesezeit|

Etwa die Hälfte der Fläche in Deutschland wird für die Landwirtschaft genutzt. Gleichzeitig ist die Landwirtschaft für rund 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente verantwortlich. Das sind über 7 Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen. Was wäre, wenn die Landwirtschaft vom CO2-Verursacher zu einem der wichtigsten CO2-Speicher werden würde? Wir zeigen Dir in diesem Artikel wie “Carbon Farming” oder auch “regenerative Landwirtschaft” unsere Natur schützen kann.

Was ist Carbon Farming?

Gemüse wächst auf einem Acker. Die Sonne scheint durch sie durch. Die Acker könnten auch von nachhaltige Landwirtschaft sein.

Regenerative Methoden werden schon seit langem von indigenen Völkern und Native Americans angewandt. Weiter geformt wurde der Begriff “Carbon Farming” vor ca. 50 Jahren von dem US-Amerikaner Robert Rodale. Mit seinem Slogan “Put the carbon back to soil” (dt. “Bring den Kohlenstoff zurück in den Boden”) setzte er sich für die flächendeckende Verbreitung von Carbon Farming ein.

Es geht bei den heutigen Ansätzen von Carbon Farming im Kern darum, den Boden in großem Maßstab durch verschiedene Methoden mit organisch gebundenem Kohlenstoff anzureichern – also zu “regenerieren”.

Beispiele für regenerative Methoden:

Die Zwischenfrucht ist wie der Name schon sagt, eine Frucht zwischen zwei Hauptfrüchten. Häufig handelt es sich hierbei um Futter- oder Wildpflanzen. Durch diese Methode lässt sich unter anderem die Bodenfruchtbarkeit verbessern.
Hierbei handelt es sich um die Saat einer zweiten Frucht zusätzlich zu einer früher erntereifen Hauptfrucht. Dadurch kann z.B. Stickstoff besser gebunden werden und es wird folglich weniger Dünger benötigt.

Bei Agroforstsystemen werden auf landwirtschaftlichen Flächen zusätzlich Bäume und Sträucher angebaut. Ein möglicher Vorteil wäre z.B. dass das Laub der Bäume, welches auf die Felder fällt, dem Boden zusätzliche Nährstoffe bietet.

Daneben gibt es für Carbon Farming noch viele weitere Methoden. Allerdings wird heutzutage recht unterschiedlich definiert, welche Methoden genau zu einem regenerativen Anbau gehören. Dies ist auch ein Grund dafür, dass die Wirksamkeit für Carbon Farming nicht so einfach nachgewiesen werden kann. Dennoch gibt es viele Argumente dafür, wie Carbon Farming grundsätzlich unsere Natur schützen kann.

Wie schützt Carbon Farming unsere Natur?

Karotten ragen aus der Erde. Sie könnten mit Carbon Farming gezogen werden.

Carbon Farming hat viele Vorteile. Der Wohl größte ist, dass es die Natur schützt und schont. Warum das so ist, haben wir mal für Dich gesammelt:

Beim Carbon Farming werden große Mengen CO2 aus der Atmosphäre “eingefangen” und in Form von Dauer-Humus und Dauer-Vegetation gespeichert. Es wird vom White Paper des Rodale Institute sogar geschätzt, dass 100% der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen durch Carbon Farming im Boden gespeichert und gebunden werden können. Ein riesiges Potenzial oder?

Unsere Artenvielfalt würde alleine schon von einer möglichst geringen Klimaerwärmung profitieren. Aber die Regenerative Landwirtschaft bietet noch weitere Vorteile für die Natur. Unsere Bodenorganismen mögen CO2 – je mehr davon im Boden, umso wohler fühlen sie sich. So sind die Böden nahrhafter und dies tut wiederum unserer Artenvielfalt gut.

Carbon Farming fördert das Bodenleben auf natürliche Weise – wie z.B. durch die oben genannten Untersaaten. Dadurch benötigen Landwirt:innen langfristig kaum kaum noch chemisch-synthetische Düngemittel. Dies hat eine positive Kettenreaktion zur Folge: weniger Dünger führt zu weniger Nährstoffüberschüssen und damit zu einem gesünderen Bodenleben. Die Böden können die ausgebrachten Düngemittel besser binden und es kommt zu weniger Nitratauswaschungen. Dadurch entstehen weniger Nährstoffüberlastungen (Eutrophierung) in Flüssen und Seen.

Merke also: Carbon Farming schützt nicht nur die Lebensräume auf dem Acker, sondern auch in den Gewässern.

Carbon Farming setzt auf vielfältige und innovative Anbaumethoden sowie den Erhalt natürlicher Lebensräume. Anbaumethoden wie Agroforst, Zwischenfruchtsaaten und Hecken bieten natürliche Lebensräume für Insekten. So finden sie auch in den Wintermonaten ausreichend Nahrungsquellen. Außerdem werden bei regenerativen Methoden Pflanzenschutzmittel so weit wie möglich vermieden – ein weiterer Pluspunkt für Insekten.

Was Du über das Insektensterben in Deutschland wissen musst und was Du dagegen tun kannst, erfährst Du hier >

Wie kann ich mich über Carbon Farming informieren?

Menschen sind auf einem Feld uns engagieren sich für Carbon Farming

Carbon Farming ist in Deutschland bislang nur einzelnen Menschen bekannt und es gibt nur wenige Landwirt:innen, die sich derzeit damit befassen. Daher ist der erste Schritt, mehr Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen. Beginne damit, Dich selbst über das Thema zu informieren und Deine Learnings mit anderen Menschen zu teilen.

Um Dir den Einstieg in das Thema Carbon Farming zu erleichtern, haben wir 5 Tipps für Dich:

Die Dokumentation “Kiss the Ground” auf Netflix zeigt, welchen Einfluss die Landwirtschaft auf den Boden hat und wie hier eine positive Veränderung erzielt werden kann.

Dauer: 1 Std 24 Min | Sprache: Englisch, Deutsche Untertitel

>Hier geht’s zur Doku

Das kurze YouTube-Video “The Carbon Farmer” zeigt einen älteren Landwirt in England, dessen Familie seit über 100 Jahren Torfböden bewirtschaftet und die sich angesichts des Klimawandels radikal weiterentwickelt hat.

Dauer: 7 Min | Sprache: Englisch, Deutsche Untertitel

>Hier geht’s zum Video

In der Doku “In our Hands” zeigen inspirierende Menschen wie sie lebendige Farmen, gesunde Böden, florierende Lebensmittelmärkte und ein gerechteres Lebensmittelsystem für alle schaffen und eine neue Art der Landwirtschaft, Ernährung und Gesellschaft aufbauen wollen.

Dauer: 1 Std 8 Min | Sprache: Englisch

>Hier geht’s zum Video

Das Buch “Aus toten Böden wird fruchtbare Erde” (Engl. Original: “Dirt to Soil”) gilt als DAS Buch der Szene. Es erzählt die Geschichte von Gabe Brown, der zur Stimme und zum Gesicht der regenerativen Landwirtschaft auf der ganzen Welt geworden ist.

Buch: 349 Seiten | Hörbuch: 7 Stunden 44 Minuten | Sprache: Englisch, Deutsch

>Hier geht’s zum Buch (ca. 19€)

>Hier geht’s zum Hörbuch (Abo/ca. 29€)

Der Instagram-Kanal @klimfoods informiert seine Community in regelmäßigen Instagram-Posts über regenerative Landwirtschaft. Sie arbeiten außerdem an einer App und einem Label, was beides den Landwirt:innen den Umstieg auf Carbon Farming erleichtern soll.

>Hier geht’s zur Webseite

Wie kann ich mich für nachhaltige Landwirtschaft engagieren?

Leider können wir im Supermarkt noch keine Produkte mit dem Label „Aus regenerativer Landwirtschaft“ kaufen. Ebenso gibt es in Deutschland kaum Landwirt:innen, die dieses Konzept im großen Stil umsetzen und für ihre Arbeit freiwillige Helfer:innen suchen. Dafür kannst Du Dich in anderen Projekten für eine nachhaltige Landwirtschaft engagieren!

Nachhaltige Landwirtschaft

Auf unserer GoNature-Themenseite findest Du viele spannende Projekte, die sich mit nachhaltiger Landwirtschaft befassen.

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