Artenschutz ins Grundgesetz: Es wird höchste Zeit!

Veröffentlicht am: 26.03.2023|Kategorien: Naturschutz, Tieren helfen|11,1 Minuten Lesezeit|

Stell Dir vor, Du gehst durch einen Wald und hörst nichts außer Stille. Kein Zwitschern von Vögeln, kein Summen von Bienen, keine Geräusche von Eichhörnchen, die durch die raschelnden Baumkronen springen. Eine traurige Vorstellung, oder? Leider ist dieses düstere Szenario nicht nur traurig, sondern auch gefährlich für uns alle! Denn die Konsequenzen des Artensterbens für unser Ökosystem sind enorm. Weltweltweit sind rund eine Million Arten vom Aussterben bedroht. Auch in Deutschland müssen wir uns Sorgen machen, denn hierzulande sind mehr als ein Drittel aller Tier- und Pflanzenarten gefährdet. Wegen dieser alarmierenden Zahlen fordern Umweltverbände und Wissenschaftler:innen seit Jahren, dass der Artenschutz ins Grundgesetz aufgenommen wird. Doch was würde eine solche Verfassungsänderung konkret bedeuten und welche Auswirkungen hätte sie auf den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland? Hier findest Du die Antworten:

  1. Warum ist der Artenschutz so wichtig?
  2. Ursachen des Artensterbens
  3. Warum ist das Artensterben ein Problem?
  4. Darum muss Artenschutz ins Grundgesetz
  5. Dein Engagement für den Artenschutz
Zwei Wildpferde rennen durch eine halboffenen Landschaft

Hilf beim Naturschutz-Förderverein Döberitzer Heide e.V. bei der Landschafts- und Tierpflege oder Öffentlichkeitsarbeit mit – vor Ort bei Berlin oder online.

1. Warum ist Artenschutz so wichtig?

Wir steuern gerade auf das größte Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit zu. Das ist krass, oder? Wusstest Du, dass jeden Tag etwa 150 Tier- und Pflanzenarten aussterben? Das entspricht mehr als sechs Arten pro Stunde und mehr als 50.000 Arten im Jahr! Diese schockierenden Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Bedrohung, der viele Tier- und Pflanzenarten ausgesetzt sind.

Durch den Artenschutz kann das Artensterben gestoppt oder zumindest verlangsamt werden. Dafür müssen wir aber erstmal verstehen, was Artenschutz überhaupt bedeutet: Artenschutz bezeichnet die Maßnahmen zur Erhaltung und Förderung von Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume. Ziel ist es, den Verlust an biologischer Vielfalt zu reduzieren und langfristig zu verhindern. Artenschutz umfasst sowohl den Schutz einzelner Arten als auch den Schutz von Lebensgemeinschaften, Ökosystemen und Landschaften.

Durch Maßnahmen im Artenschutz wird versucht, das Gleichgewicht und die Vielfalt der Natur aufrechtzuerhalten. Denn jede Art hat ihre eigene Rolle im Ökosystem, und wenn eine Art verschwindet, kann dies schwerwiegende Konsequenzen für andere Arten und letztendlich auch für den Menschen haben. Das wurde zuletzt in der Reportage Artensterben – Na und!? von Harald Lesch deutlich. Dort findest Du Beispiele dafür, wie der Mensch in seine Umwelt eingreift und was für fatale Auswirkungen dieser Eingriff für einzelne Arten wie den Feldhamster oder Sperling und als Folge darauf für komplette Ökosysteme haben kann. Um noch mehr zum Thema Artenschutz zu erfahren, schau bei unserem Artikel Artenschutz: Was bedeutet das eigentlich? vorbei!

2. Ursachen des Artensterbens

Zunächst einmal müssen wir uns bewusst machen, dass wir als Menschen eine große Verantwortung tragen. Die Natur und ihre Bewohner sind nicht bloß Ressourcen, die wir nutzen können, sondern es sind Lebewesen, die ebenso wie wir ein Recht auf Existenz haben. Leider verhalten wir uns nicht entsprechend! Die fortschreitende Urbanisierung und Industrialisierung haben dazu geführt, dass Lebensräume von Tieren und Pflanzen zerstört werden und die Artenvielfalt dramatisch und auf unnatürlich Weise abnimmt. Das Artensterben hat viele verschiedene Ursachen, die sich oft gegenseitig verstärken. Zu den Hauptursachen gehören:

Durch menschliche Aktivitäten wie Abholzung, Landnutzungsänderungen und Urbanisierung wird der Lebensraum von vielen Tier- und Pflanzenarten zerstört. Die verbleibenden Lebensräume werden oft fragmentiert, was die Wanderung und den Austausch von einzelnen Tieren oder Pflanzen zwischen Populationen erschwert. Auch die intensive Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln beeinträchtigen natürliche Ökosysteme und tragen zum Artensterben bei.

Ein weiterer Faktor ist der Klimawandel, der durch den menschlichen Einfluss verursacht wird. Durch den Anstieg der Temperaturen und die Veränderung von Niederschlags- und Wetterverhältnissen kommt es zu Veränderungen in den Lebensräumen von Tieren und Pflanzen. Manche Arten verlieren ihre Nahrungsquellen,  können sich nicht schnell genug an die neuen Bedingungen anpassen und sterben aus, andere breiten sich aus und verdrängen andere Arten.

Überfischung, Wilderei und die Jagd auf Wildtiere führen zu einem Rückgang der Populationen und in einigen Fällen sogar zur Ausrottung von Arten. Denn wenn eine Art übermäßig gejagt oder gefischt wird, kann dies ihre Populationen natürlich drastisch reduzieren.

Verschmutzung durch Chemikalien, Abgase und Plastikabfälle beeinträchtigt die Gesundheit von Tier- und Pflanzenarten sowie ihrer Lebensräume. Wenn Luft, Wasser oder Boden verschmutzt sind, kann es sein, dass Arten ihre Lebensräume verlassen oder sterben. Chemikalien wie Pestizide können auch direkt Arten töten oder ihre Fortpflanzung beeinträchtigen.

Durch die menschliche „Verschleppung“ und Einführung nicht-einheimischer Arten in Ökosysteme können diese enorm gestört werden. Der Grund: Oft haben die „neuen“ Arten keine natürlichen Feinde und können sich deshalb schnell vermehren und die einheimischen Arten verdrängen.

Diese Ursachen sind oft miteinander verbunden. Zum Beispiel kann die Zerstörung von Lebensräumen durch die Urbanisierung dazu führen, dass Arten gezwungen sind, in Gebiete zu ziehen, in denen sie andere Arten bedrohen. Es ist wichtig, diese Ursachen zu verstehen und Maßnahmen zu ergreifen, um das Artensterben zu verhindern. Aber was ist überhaupt so schlimm am Artensterben?

3. Warum ist das Artensterben ein Problem?

Jede Tier- und Pflanzenart hat ihre eigene wichtige Funktion innerhalb des Ökosystems. Sie tragen dazu bei, dass der Kreislauf der Natur im Gleichgewicht bleibt und bestimmte Prozesse ablaufen können. Wenn nun eine Art ausstirbt, kann es zu einer Kettenreaktion im Ökosystem kommen, die Auswirkungen auf andere Arten und den Menschen haben. Denn wir alle sind auf Ökosystemleistungen angewiesen. Viele Arten tragen dazu bei, das Klima zu regulieren, indem sie Kohlenstoff speichern oder freisetzen. Das fällt weg, wenn die Arten nicht mehr existieren. Ökosysteme bieten uns sauberes Wasser, saubere Luft, Nahrungsmittel und Rohstoffe. Wenn Arten aussterben, funktionieren Ökosysteme oft nicht mehr so wie sie „sollen“.

Wenn beispielsweise eine Pflanzenart ausstirbt, von der sich Insekten oder Vögeln ernähren, kann es sein, dass diese ebenfalls aussterben. Da diese Vögel oder Insekten wiederum Nahrung für andere Tiere sind, sind diese somit auch betroffen. Wenn es zu einem Artensterben kommt, kann das langfristig negative Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben. Auch der Mensch ist Teil dieses Ökosystems und hängt von der intakten Funktionsweise ab.

Übrigens: Wir Menschen haben auch einen direkten Nutzen von der Vielfalt der Arten. Viele unserer Nahrungsmittel und Medikamente stammen aus der Natur und werden aus verschiedenen Tier- und Pflanzenarten gewonnen.

4. Warum soll Artenschutz ins Grundgesetz aufgenommen werden?

In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen zum Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen. Dazu gehören zum Beispiel das Bundesnaturschutzgesetz, das Jagdgesetz, das Waldgesetz und das Wasserhaushaltsgesetz. Auch auf europäischer und internationaler Ebene gibt es zahlreiche Abkommen und Vereinbarungen zum Schutz der biologischen Vielfalt. Doch im deutschen Grundgesetz ist keines der Gesetze verankert.

Unsere Natur und ihre Artenvielfalt sind bedroht wie nie zuvor. Viele Tier- und Pflanzenarten sind bereits ausgestorben oder stehen kurz davor. Wenn wir nichts unternehmen, wird es bald zu spät sein. Deshalb müssen wir handeln und den Artenschutz zu einer Priorität machen. Die Aufnahme ins Grundgesetz würde sicherstellen, dass der Schutz von Tieren und Pflanzen auf höchster Ebene verankert ist und somit auch in der Politik und Gesellschaft einen höheren Stellenwert erhält. Es geht um die Zukunft unseres Planeten und um die Bewahrung unserer Natur für kommende Generationen. Wir haben die Verantwortung, unsere Umwelt zu schützen und zu bewahren. Die Aufnahme des Artenschutzes ins Grundgesetz wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Diese Vorteile könnte eine Verfassungsänderung mit sich bringen:

Eine Verankerung des Artenschutzes im Grundgesetz würde den Schutz von Natur und Artenvielfalt auf eine rechtliche Basis stellen und ihn zu einem verbindlichen Staatsziel machen. Das bedeutet, dass der Schutz von Tier- und Pflanzenarten nicht mehr so leicht ausgehebelt werden kann, sondern von staatlichen Stellen und der Bevölkerung ernstgenommen und respektiert werden müsste und der Schutz der biologischen Vielfalt in politischen Entscheidungen berücksichtigt werden müsste. Damit wäre der Artenschutz langfristig gesichert und nicht von kurzfristigen politischen Interessen abhängig. Dadurch könnten umfassende Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die nicht nur einzelne Arten, sondern auch ganze Lebensräume und Ökosysteme schützen.

Eine Verankerung des Artenschutzes im Grundgesetz würde auch bedeuten, dass Verstöße gegen den Artenschutz geahndet werden können. Durch eine klare rechtliche Grundlage wäre es einfacher, gegen Verstöße vorzugehen und Sanktionen zu verhängen. Dies würde auch präventiv wirken und dazu beitragen, dass Verstöße gegen den Artenschutz gar nicht erst begangen werden.

Oft sind wirtschaftliche Interessen der Grund für Eingriffe in die Natur und die Zerstörung von Lebensräumen. Durch eine Verankerung des Artenschutzes im Grundgesetz würde dieser nicht mehr so leicht den wirtschaftlichen Interessen geopfert werden können. Der Artenschutz würde somit auch bei wirtschaftlichen Entscheidungen berücksichtigt werden müssen.

Der Schutz von Natur und Artenvielfalt ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der jeder Einzelne eine Verantwortung trägt. Eine Verankerung im Grundgesetz würde diese Verantwortung unterstreichen und auch die Bevölkerung dazu anhalten, sich für den Erhalt der biologischen Vielfalt einzusetzen.

Der Schutz der Artenvielfalt ist eine langfristige Aufgabe, bei der kurzfristige politische Entscheidungen vermieden werden sollten. Eine Verankerung im Grundgesetz würde sicherstellen, dass der Artenschutz auch in Zukunft eine hohe Priorität hat und nicht von kurzfristigen politischen Entscheidungen abhängig gemacht werden kann.

Eine Verankerung des Artenschutzes im Grundgesetz würde Deutschland zum Vorreiter im internationalen Artenschutz machen und ein starkes Signal für den Erhalt der biologischen Vielfalt senden. Deutschland könnte somit eine Vorreiterrolle in der internationalen Zusammenarbeit im Artenschutz einnehmen und als Beispiel für andere Länder dienen.

Natürlich gibt es Bedenken und kritische Stimmen gegen eine Verfassungsänderung. Einige Menschen befürchten beispielsweise, dass eine Verankerung im Grundgesetz zu einer Einschränkung wirtschaftlicher Freiheiten führen könnte. Andere argumentieren, dass es bereits genügend Gesetze und Verordnungen zum Schutz der biologischen Vielfalt gibt und eine Verfassungsänderung deshalb nicht notwendig ist. Dass die bishrigen Maßnahmen jedoch nicht ausreichen, ist an der wachsenden Zahl der vom Aussterben bedrohten Arten und dem immer größeren Artensterben zu sehen.

5. Dein Engagement für den Artenschutz: Leg jetzt los!

Bis der Artenschutz ins Grundgesetz aufgenommen wird, kannst Du jetzt schon auf andere Weise für den Tier- und Pflanzenarten aktiv werden! Dafür gibt es viele verschiedene Möglichkeiten: Enagier Dich in Umweltorganisationen, setz Dich für den Schutz bedrohter Arten ein oder gestalte Deinen Alltag nachhaltiger. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir nur eine begrenzte Zeit haben, um unsere Natur zu bewahren und dass jeder Schritt zählt. Es ist höchste Zeit zu handeln, bevor es zu spät ist. Lasst uns gemeinsam für den Artenschutz kämpfen und unsere Natur für zukünftige Generationen bewahren. Starte jetzt Dein Engagement im Artenschutz bei einem dieser Projekte:

Blühwiese für Insekten

Hilf mit Deinem Engagement dabei, den Zustand von Pflanzen in Bayern zu dokumentieren und trage so zum deutschlandweiten Artenschutz bei.

Ein Fluss in Deutschland.

Unterstütze die Naturstiftung David deutschlandweit bei der Beobachtung von Vögeln, Tagfaltern, Libellen, Wildbienen, Amphibien und weiteren Tieren.

Feldhamster im Grünen

Unterstütze die Deutsche Wildtier Stiftung beim Projekt Feldhamsterland.

Eine Biene sitzt auf einer gelben Blume. Sie freut sich über Bienenfreundlich Gärtnern

Unterstütze den Leipzig summt! e.V. durch Gartenarbeit, Deine Hilfe bei Veranstaltungen oder bei Social Media.

Es wird höchste Zeit, unsere Natur zu bewahren!

Mittlerweile muss klar sein: Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine der dringendsten Herausforderungen unserer Zeit. Eine Verfassungsänderung, die den Artenschutz ins Grundgesetz aufnimmt, könnte dazu beitragen, dass der Schutz der Artenvielfalt endlich auf die gleiche Stufe wie andere Staatsziele gestellt wird. Durch verbindliche Vorgaben und Maßnahmenpläne könnten umfassende Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die die Artenvielfalt langfristig erhalten und unsere eigene Lebensgrundlage sichern.

Wir müssen endlich verstehen, dass wir nur einen Planeten haben und dass wir ihn mit all seinen Lebewesen teilen. Dafür kannst Du Dich für den Artenschutz stark machen und für eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen einsetzen. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass unsere Natur erhalten bleibt! Auf GoNature.de findest Du viele tolle Projekte rund um das Thema.

Finde jetzt Dein Projekt!

Los geht's!
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